Die Rasse

Ursprung

Der Hovawart als Rasse ist noch sehr jung. Sein Name aber leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort “hovewart” her – Wächter des Hofs und der Habe. Bereits im Schwabenspiegel, einem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gesetzeswerk, wird der”hovewart” erwähnt. In der Übersetzung heißt es dort: “Ein Hund heißt hovewart, der jemandes Häuser und Höfe Tag und Nacht hütet…”. Der Diebstahl eines “hovewarts” wird weiterhin mit einer Geldstrafe von 10 Gulden belegt. Außerdem musste der Dieb für gleichwertigen Ersatz sorgen. Zehn Gulden waren damals viel Geld, und anscheinend gab es auch schon eine ziemlich umfangreiche Hundezucht, denn sonst wäre die Beschaffung eines Ersatzes wohl nicht möglich gewesen. Die Beschreibung dieser “hovewarte” lässt darauf schließen, dass es bereits damals relativ einheitlich aussehende, große, derbe und kräftige Hunde gab. Wie der frühere Hovawart allerdings wirklich ausgesehen hat, wissen wir nicht.

Aldo-Ex-Ardor-02Der eigentliche Beginn der Hovawartzucht liegt im Jahre 1922. Damals schlossen sich einige Züchter in Thale/Harz zum “Hovawart-Verein für Deutsche Schutzhunde e.V., Sitz Thale” zusammen. Ziel war die Erhaltung bzw. Rekonstruktion des mittelalterlichen Hofhundes, so wie man sich ihn vorstellte. Dazu suchte und fand man in abgelegenen Gegenden des Harzes und des Odenwaldes sogenannte “Typhunde “, die diesen Vorstellungen weitgehend entsprachen. Diese Hunde wurden mit Schäferhunden, Neufundländern und Kuvasz-Hunden in unterschiedlichen Anteilen verpaart. Dazu kamen Linien mit einem Leonberger-Anteil. 1937 wurde der Hovawart als eigenständige Hunderasse offiziell anerkant. Nach dem 2. Weltkrieges war der Bestand der Zuchttiere stark zurückgegangen. Die Züchter begannen – zunächst vereinzelt und auf sich alleine gestellt – , die Zucht weiterzuführen und schlossen sich erst im Laufe der Zeit in eigenen Landesgruppen zusammen. So entstanden je nach Region unterschiedliche Hovawarttypen. 1948 gründete sich im Bundesgebiet der “Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V.” (RZV) mit seinen einzelnen Landesgruppen, der dann Mitglied des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) wurde.

 

Gesundheit

Das gesamte Zuchtgeschehen wurde durch den Beginn der konsequenten Bekämpfung der Hüftgelenksdysplasie (HD)- im RZV 1965 und in der damaligen DDR 1968 – stark beeinflusst. Sehr viel früher als andere Zuchtvereine sprach der Verein Zuchtverbote aus, die auch Hunde mit leichter HD betrafen und schliesslich sogar für Hunde Geltung hatten, in deren Nachzucht oder Verwandtschaft überdurchschnittlich viele HD-kranke Tiere auftraten. Diese rigiden Zuchtvorschriften trafen manchen Züchter hart, doch die Gesundheit unserer Hovawarte hatte auch für sie Priorität, und sie trugen diese Einschnitte mit.
Diese züchterischen Massnahmen zeigten Erfolg: im Vergleich mit anderen grossen Hunderassen ist die HD-Statistik sehr positiv; vor allem der Anteil an schwerer und mittlerer HD liegt äusserst niedrig.
Seit einiger Zeit setzt der RZV eine computer-unterstützte Zuchtwertschätzung ein, mit deren Hilfe Zuchtleiter und Zuchtwarte Chancen und Risiken geplanter Verpaarungen noch besser einschätzen können.

 

Haltung

Der Hovawart ist ein pflegeleichter Hund. Abgesehen vom Fellwechsel muss er durchaus nicht jeden Tag gebürstet werden, weil sein Fell wegen des geringen Anteils an Unterwolle nicht zum Verfilzen neigt.
Ansprüche stellt er allerdings an die Bewegung und die Beschäftigung, die man ihm verschafft: täglich mindestens eine Stunde zusammenhängender Lauf, dazu drei bis vier “Entsorgungsrunden”. Radfahren oder Joggen ist eine tolle Sache für Mensch und Hund.
Besonders wichtig ist das tägliche Spielen mit dem Hund, wobei sich wunderbar die Beziehung zu ihm aufbauen lässt . Ihn einfach nur im Garten laufen zu lassen, ist für einen so arbeitsfreudigen Hund viel zu wenig.
Eberhard Trumler, der sich intensiv mit der Verhaltensforschung für Hunde befasst hat, stellte fest: “Ein Hund, der nicht arbeiten darf, stumpft ab, verkümmert seelisch und ist eine bedauernswerte Kreatur “.
Der Hovawart ist ein Familienhund. Er entwickelt eine starke Bindung an sein “Rudel” und muss am Familienleben teilnehmen können. Wenn er von Anfang an gut in die Familie integriert wird, erträgt er aber auch eine gelegentliche ( d.h. stundenweise) Zwingerhaltung.

Der Hovawart bringt grundsätzlich eine große Toleranz Kindern gegenüber mit. Allerdings hängt sein Verhalten immer davon ab, welche Erfahrungen er mit Kindern hat und wie er erzogen ist.
Auf der anderen Seite müssen auch Kinder den Umgang mit Hunden erlernen. Sie müssen auf die besondere Wahrnehmungsweise des Hundes und seine Reaktionen auf ihr Verhalten hingewiesen werden. Es ist immer davon abzuraten, – auch wenn der Hund noch so “kinderlieb” ist – , Kinder und Hunde ohne Aufsicht alleine zu lassen. Was der Hund als eine ganz normale, von ihm nicht böse gemeinte “Konfliktregelung” ansieht, kann für das Kind unangenehme Folgen haben. Dies gilt für alle Hunde, ob groß oder klein.
Wenn man diese Grundsätze beachtet, werden Kinder und ihr Hovawart ganz sicher gute Freunde werden.

 

Erziehung und Ausbildung

Cara-von-WaldemsWeitere herausragende Charaktereigenschaften unserer Hovawarte sind seine Kreativität und sein Beharrungsvermögen, wenn es ihm darum geht, seineVorstellungen von der Welt und ihren Dingen zu verwirklichen. Hier ist der Hundehalter mit all seiner Konsequenz, gepaart mit Geduld und Einfühlungsvermögen, gefordert. Härte allein bringt bei einem Hovawart nichts ein. Wichtig ist es, das Vertrauen zu schaffen und erhalten, das der Hovawart seinem Rudelchef entgegenbringen möchte. Apropos Rudelchef: ein Hovawart wird in aller Regel ganz gründlich austesten, wer denn nun diese Position einnehmen wird.

Hier darf es keine Kompromisse geben: anitautoritäre Erziehung ist – in der Hunderziehung an sich immer -, aber besonders bei einem so grossen und kräftigen Hund völlig unangebracht! Eine hervorragende Möglichkeit für den Hovawartbesitzer, mit seinem Hund “zusammenzuwachsen”, bietet der Hundesport. Gleich ob beim Breitensport oder bei der Ausbildung zum Schutz- , Fährten- oder Rettungshund – überall wird der Hovawart seine ausgeprägte Arbeitsfreude und Intelligenz einsetzen und seine ihm als Gebrauchshund gegebenen Anlagen nutzen können.

Gleichzeitig erlangt der Mensch ein solches Verständnis für seinen Hund, wie es ihm ohne dieses zielgerichtete gemeinsame Tun wahrscheinlich nicht möglich wäre. Auch im Alltag kann ein Hundebesitzer mit seinem so erzogenen Hund dann mit einer viel leichteren Hand umgehen und erntet von Aussenstehenden wegen des harmonischen Auftretens der beiden “Partner” oft genug ein bewunderndes: “Oh, was für ein braver Hund”!